Eine für vier - Für immer und ewig by Brashares Ann

Autor:Brashares, Ann
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbj Verlag
veröffentlicht: 2012-02-21T16:00:00+00:00

Ich hatte Geburt und Tod gesehen,

doch immer gedacht,

sie seien verschieden.

T. S. Eliot

Carmen arbeitete eine Liste von 119 Punkten ab. Eine andere Liste, die sie nicht abarbeitete, enthielt nur einen einzigen. Und doch war es diese zweite Liste, die sie stärker beschäftigte.

Der Umschlag von Tibby lag ungeöffnet in ihrer Unterwäschekommode. Zuerst hatte sie ihn so platziert, dass sie ihn sehen konnte, dann hatte sie Sachen daraufgelegt, um ihn nicht mehr sehen zu müssen. Aber ihre Unterwäsche war zu knapp und zu durchsichtig, um den Umschlag völlig zu verbergen.

Manchmal nahm sie ihn heraus, wog ihn in der flachen Hand, schüttelte ihn und versuchte zu erraten, was wohl darin steckte. Manchmal betrachtete sie auch Tibbys Handschrift und fragte sich, ob Tibby in Eile gewesen war, als sie die Adresse geschrieben hatte. Manchmal trug sie ihn sogar mit sich herum. Nur eins tat sie nicht: ihn öffnen.

Bis zu dem Abend, als sie von einem Treffen mit ihrer Agentin heimkehrte, bei dem sie auf nüchternen Magen einen Gin Tonic und zwei Gläser Wein getrunken hatte.

Sie hatte die letzten drei Tage so wenig gegessen, dass ihr alles egal war. Seit über einer Woche hatte sie kaum etwas gedacht oder gesagt, und entsprechend leer fühlte sie sich. Jones war nicht zu Hause, sodass sie sich beinahe erwachsen vorkam. Nichts konnte ihr etwas anhaben. Wenigstens nicht, solange sie betrunken war.

Sie holte den Umschlag aus der Kommode und riss ihn auf. Hit me with your best shot, dachte sie und merkte, dass sie vor lauter innerer Leere nur noch in Pat-Benatar-Songtexten denken konnte. Dann schüttete sie den Inhalt des Umschlags aufs Bett.

Überraschenderweise fiel zuerst ein iPhone heraus. Sie unterzog es einer schnellen Inspektion. Es war das neueste Modell mit maximaler Speicherkapazität und Geschwindigkeit und der leistungsstärksten Foto- und Videokamera. Genau das Gerät, das sie sich wünschte. Vertraglich stand ihr noch kein neues zu, und ohne Vertrag kostete es sechshundert Dollar, sonst hätte sie sich wahrscheinlich längst eins besorgt. So etwas Verrücktes! Sie hatte sich darauf gefasst gemacht, dass ihr das Herz noch mehr gebrochen wurde, und stattdessen bekam sie ein iPhone geschenkt.

Eine kurze Notiz lag dabei.

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